Hermsdorf
Heřmanice/Hermsdorf [1]
Die Gemeinde Heřmanice/Hermsdorf trägt ihren Namen wahrscheinlich nach einem Lokator[2] Herrmann. Die erste namentliche Erwähnung des Ortes erfolgte durch ein Privileg des Papstes Gregor X. im Jahre 1273.
Im Laufe der Jahre Zeit wechselten die Besitzer. Im Jahre 1612 wird im Urbar[3] die Gutsherrschaft Reichstadt Hermsdorff mit einem privilegierten Wirtshaus verzeichnet. Während des Dreißigjährigen Krieges wird Hermsdorf kaum von den kriegerischen Auseinandersetzungen berührt.
1654 befanden sich in dem Ort acht Bauernhöfe, zehn Landhäuser und ein Gärtner. Fünf Landhäuser standen leer und zehn Gärtner renovierten ihre Liegenschaften. Die Bauer hielten 48 Melkkühe, 39 Kälber, drei Schafe und sechs Ziegen.
1713 werden in Hermsdorf 28 Bauerngüter, 16 davon mit der Fläche von vier bis acht Hektar gezählt und dazu auch 38 Landhäuser, deren Besitzer Gewerbetreibende ohne Ländereien waren. Im Ort waren ein Schuster, drei Weber, ein Schneider, ein Schmied und ein Schankwirt tätig.
Die Bauern des Dorfes bewirtschafteten unter anderem auch Hopfenfelder mit einer Fläche von 13 Hektar. Ein besonderes Ereignis erlebte die Gemeinde Hermsdorf am 13.10.1778 als Kaiser Josef II., gemeinsam mit den Generälen Laudon und Laszky den Ort besuchte.
Im Laufe der Jahre stieg die Zahl der Einwohner kontinuierlich.
So werden im Jahre 1780 schon 106 Häuser gezählt, und bereits 1820 lebten im Dorf 693 Einwohner in 111 Gebäuden. Während dieser Zeit waren hier zwei Gaststätten und eine Ölstampfe[4] tätig. Diese Angaben sind fast identisch mit der Information aus einem umfangreichen Ortsverzeichnis[5] aus dem Jahre 1849.
Etwa 1884 lebten im Dorf 671 Einwohner in 115 Häusern. Die Bevölkerung widmet sich vor allem dem Ackerbau, dem Obstanbau und der Viehzucht. Einige Einwohner arbeiteten in Žandov/Sandau und in Horní Police /Ober Politz und in den näheren Ziegelbrennereien.
Im Jahre 1924 wurden in Hermsdorf/Heřmanice 115 Häuser mit 547 Bewohnern gezählt.
Im Ort waren folgende Vereine tätig: Freiwillige Feuerwehr (gegr. 1866), Feuer-Versicherung, Schulverein und eine Armenstiftung.
Im Jahre 1881 ließ die Gemeinde für den österreichischen Kaiser Josef II. ein Denkmal errichten. Dieses erinnerte an das 100. Jubiläum der Aufhebung der Leibeigenschaft.
Im Jahre 1924 wurde dieses zum Denkmal der Gefallenen im 1. Weltkrieg deklariert.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde deutsche Bevölkerung im Jahr 1945 und am 27. Oktober 1946 ausgesiedelt.
Die Ansiedlung der tschechischen Bevölkerung erfolgte bereits 1945 mit etwa 500 Bewohnern, deren Zahl sich bis 1972 auf 231 verringerte.
In der Gemeinde gab es weder eine Kirche noch eine Pfarre. Der Ort wurde deshalb in die Gemeinde Grabern ( auch Graber/Kravaře), Kreis Leitmeritz eingepfarrt.
Das kulturelle Leben der Gemeinde war nach dem 2. Weltkrieg eingeschränkt, was sich nach Fertigstellung des Kulturhauses (Nr. 26) im Jahre 1959 änderte. Im renovierten Saal fanden einmal im Monat eine Filmvorstellung und zeitweise auch eine Tanzveranstaltung statt. Darüber hinaus gehörtem zum Programm auch Theatervorstellungen.
Eine öffentliche Bibliothek fand ihren Platz im Schulgebäude.
Das Postamt für Heřmanice befand sich in Kravaře/Grabern (auch Graber), seit 1957 in Valteřice/Waltersdorf, der Bahnhof für den Ort in Horní Police/Ober Politz.
Die 1950 gegründete LPG wurde nach einigen Jahren wegen schlechter wirtschaftlicher Erträge aufgelöst. Die dort Beschäftigten verzichteten auf ihre Anteile und wurden Arbeitnehmer im Staatsgut Zákupy /Reichstadt.
Die Schule wurde zum ersten Mal im Jahre 1760 erwähnt und rund 100 Jahre später durch ein zweiklassiges Schulgebäude ersetzt.. Die Schule wurde von125 Kindern besucht. Durch den Rückgang der Geburtenrate wurde sie 1975 geschlossen.
Nach der Verwaltungsreform im 19. Jahrhundert kam Heřmanice zum Bezirk Litoměřice bis zum Jahre 1945. Zu gleicher Zeit gehörte Heřmanice zum Gerichtsbezirk Úštěk/Auscha. Im Zeitraum von 1854 bis 1868, war Úštěk ein Bezirk mit eigener politischer Verwaltung.
Seit Oktober 1938 wurde die Gemeinde dem Reichsgau Sudetenland, Landesregierung Litoměřice/Leitmeritz angegliedert.
Im Jahre 1949 gehört die Gemeinde Heřmanice zum Bezirk Česká Lípa.
Ab 1. Januar 1967 gehört zu Heřmanice auch die Gemeinde Velká Javorská /Gross Jober.
Seit 1. Juli 1980 wurde die Gemeinde Heřmanice mit Žandov vereinigt.
QUELLE:
SOkA Česká Lípa
Publikation – Město Žandov a blízké
okolí
[1] Hermsdorf auch Hermannsdorf
[2] Verpächter
[3] Besitzrechtsverzeichnis
[4] Ölmühle
[5] HUHN, E.: Topographisch–statistisch–historisches Comptoir–, Amts–, Post–, Reise– und Zeitungs–Lexikon von Deutschland, eine vollständige deutsche Landes–, Volks– und Staatskunde. 6 Bde. Hildburghausen, Bibliographisches Institut 1848 – 1849. Gr.-8vo. M. zahlr. Stahlstichansichten. Ca. 7000 S. Bd. 3 S. 80.